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Mit freundlicher Genehmigung von Alexander Déboir

 

 

Mein Herz ruft nach dir. Hörst du es nicht nach dir schreien? Es schreit so laut, dass es alles übertönt. Ich kann nicht mehr denken, denn ich denke nur an dich. Nur an dich und an nichts anderes mehr. Wie kann das gehen? Ich kann es nicht erklären, aber es ist so. Du bist in all meinen Gedanken, jede Minute, jede Sekunde. Und das an jedem verdammten Tag und sogar in der Nacht. Du bist in meinen Träumen, denn nur dort können wir noch zusammen sein. Zusammen und glücklich. Jede Nacht entfliehe ich aus dieser Welt, die kein Erbarmen für uns kennt und hoffe, dass es kein Zurück gibt. Ein Zurück in diese Welt, die uns nicht zusammenbringen kann. Doch jeder Morgen bringt die Ernüchterung zurück und zeigt mir von neuem, dass unser Glück der letzten Stunden nur ein Traum war. Wieder nur ein Traum! Deine Umarmungen waren nicht echt, deine Küsse nur ein Teil meiner Phantasie und deine Wärme nur Einbildung. Alles nur in meinem Kopf! Jeder neue Tag raubt mehr von meiner Kraft. Kraft, dich ich zum Leben brauche. Zum Überleben ohne dich. Ich brauche dich so sehr, doch du bist nicht da. Du kannst nie mehr für mich da sein.

Irgendjemand hat diese Entscheidung für uns getroffen, ohne zu fragen. Einfach so! Ohne Diskussion. Wir hatten nicht mal die Chance darüber zu verhandeln. Es wurde über unsere Kopfe hinweg entschieden. Und ich musste mich fügen. Es gab keine Möglichkeit zu widersprechen oder um Gnade zu betteln. Unser Schicksal stand fest und es endete auf diese schmerzvolle Weise. Doch wo auch immer du bist, ich denke an dich. Nur an dich und ich warte auf den einen Tag, an dem wir wieder vereint sein werden. Vereint bis in die Ewigkeit. Ich hoffe so sehr, dass ich dich wieder finden werde. Im nächsten Leben! Und ich bete jeden Tag, dass wir dann mehr Gnade erhalten werden und unsere Liebe keine Schranken kennen wird. Es muss einfach so sein!

Doch kann ich wirklich noch solange warten? Jeder Tag, der mir unendlich vorkommt, scheint mich vom Gegenteil überzeugen zu wollen. Jeden Abend bete ich zu Gott, dass er mich endlich erlöst und aus dieser kalten, einsamen Welt befreit. Aber es geschieht nichts! Ich wache jeden Morgen wieder alleine in meinen Bett auf. Selbst wenn ich mich unerbittlich in den Schlaf weine, finde ich keine Erlösung. Ich kann die Nächte und Träume nicht festhalten. Sie entschwinden mir von Tag zu Tag. Doch ich mag nicht mehr sein, nicht mehr alleine sein. Diese Kälte in meinen Innern frisst mich auf. Keine Decke kann mich mehr wärmen. Kalt ist mein Herz und mein Inneres. Ich spüre, wie es stirbt.

Heute ist es soweit! Ich spüre es ganz genau. Heute werde ich mein Schicksal selbst in die Hand nehmen. Mit der richtigen Menge Pillen werde ich mein Glück finden. Meine Erlösung ist so nah! Ich habe die halbe Packung eingenommen, direkt vor dem Schlafengehen. Jetzt liege ich im Bett und warte auf dich. Du kommst mich holen und wir gehen gemeinsam ins Paradies. In unseren Garten Eden, der nur für dich und mich bestimmt ist. Ich schließe die Augen und spüre wie ich davon treibe. Ich spüre deinen Griff um mich und deine starken Arme, die mich festhalten und mir Wärme spenden. Ich spüre deine Lippen auf meinen, die mich zärtlich küssen. Ein niemals endender Kuss ist das letzte, was ich von dieser Welt wahrnehme.

Er versuchte alles, um sie zu retten. Presste seinen Mund auf ihren. Doch er kam zu spät. Zu spät hatte er ihre letzte Nachricht erhalten. Zulange hatte die Fahrt von seiner Wohnung zu ihrer gedauert. Er war einfach ohne Erklärungen zur Tür hinausgestürmt. Er war durch die halbe Stadt gerast, doch er war nicht schnell genug gewesen. Er hatte zu lange gebraucht, um ihre Wohnungstür zu öffnen. So vieles hatte dazu beigetragen, dass er zu spät kam. Einfach zu spät! Sie war gestorben. Die Liebe seines Lebens! Ohne dass sie es wusste. Wusste, dass er auf dem Weg war, um sie zu retten. Denn auch er wollte sie nicht aufgeben. Ein Leben ganz ohne sie war für ihn ebenso undenkbar. Doch es war zu spät. Sie hatte sich entschieden und war gegangen. Ohne ihn! Sein Blick fiel auf die Packung Schlaftabletten neben dem Bett und er dachte, wie gut, dass jedermann seines Glückes eigener Schmied ist...

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