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Warum ist mein Leben so beschissen? Könnt ihr mich denn nicht einfach alle mal in Ruhe lassen? Ich will euren Mist nicht hören! Seht ihr denn nicht, was ihr mir antut? Euer ganzes Dummgeschwafel, alles nur Bullshit! Kindergarten, unnötiger Kram! Da sag' ich nur „Fuck you", wenn das mal nicht verständlich ist! Ich will euch nicht hören! Ich will euch nicht sehen! Ich brauche euch nicht mehr! Lange genug wart ihr ein Klotz an meinem Bein. Habt mich zurückgehalten, wenn ich gehen wollte. Wart ein Hindernis, das ich tagtäglich überwinden musste.

Doch irgendwann ist es genug. Ich will nicht mehr! Ich will nicht mehr dazu gehören. Ich will kein Teil mehr von euch sein. Von dieser selbst verlogenen Sippe. Ich brauche euch nicht! Ich brauche niemanden! Ich will einfach nur alleine sein. Mein eigener Herr und Meister! Selbst entscheiden, selbst denken und meinen eigenen Weg gehen. Ohne wenn und aber. Ich will selbst planen, welche Richtung ich einschlage und wie lange ich dieser folge möchte. Kein Bemuttern mehr und keine falschen Ratschläge! Ich will keine schön geredeten Ideen und falsche Freude aus verlogener Gefälligkeit. Ich möchte selbst wählen, wen ich in mein Herz lasse und wem ich vertraue. Selbst entscheiden, wen ich aus meinem Leben verbanne.

Ihr braucht mich auch nicht zu fragen, wie es mir geht. Eine Floskel aus Höflichkeit, bei der die Antwort doch niemanden interessiert. "How are you?" - I'm fine. Thank you!" Da sag ich doch wieder: "Fuck you!" - Wenn ihr nicht die Wahrheit hören wollt, dann stellt diese Frage auch nicht. Zwingt mich nicht zu lügen. Wem geht es denn heute schon gut? Kann es überhaupt jemandem gut gehen? In dieser Welt voller Hass, Lügen und Wut. Gibt es hier noch Platz für Frieden, Liebe und Glück? Oder haben wir diese Wunder schon vertrieben? Mit unserer Gier nach Macht und Geld.

Haben wir noch Platz in unserem Leben für die kleinen Dinge, die uns einst zum Lächeln brachten? Die ein Strahlen in unsere Augen zauberten. Wo ist das alles hin? Wann habe ich das alles verloren? Wieso spüre ich nur Bitterkeit in meinem Herzen? Wo sind meine Freunde geblieben? Wieso fühle ich mich verstoßen und einsam? Einsam und verlassen in einer immer schneller werden Welt, die sich dreht und dreht ohne mich zu fragen, ob ich damit zurechtkomme. Ob ich mit meinem Leben zurechtkomme.

Ich suche nach einem Halt. Etwas, woran ich mich festhalten kann. Etwas, was mich aus diesem immer tiefer werdenden Sog herausholt. Eine Rettung, etwas zum Greifen. Etwas wahrhaftiges. Ich strecke die Hand aus, taste im Dunkeln um mich herum. Warum reicht mir denn niemand eine Hand? Niemand mehr da, der zu mir steht. Ich habe sie alle vergrault und weggeschickt. In meiner psychotischen Art, ein Überbleibsel aus dem Erbgut meiner Großmutter. Auch sie konnte keine Menschen um sich ertragen, bevor sie in das große Vergessen abgetaucht ist. Und jetzt bin ich genauso geworden. Starrköpfig und egoistisch. Ich wollte, dass die Welt sich nur um mich dreht. Doch der Strudel reißt mich mit und droht mich zu verschlingen.

Im letzten Moment taste ich etwas raues. Meine letzte Chance. Ich greife danach. Es ist kalt und hart. Stachelig. Alles andere als zart. Ich greife fester danach und packe zu. Ich will es nicht mehr loslassen. Ich ziehe es näher zu mir, lege es wie einen Strick um meinen Hals und hoffe, es wird mich vor dem immer nähernden Abgrund bewahren. Es zieht sich enger zusammen. Die rauen Fäden kratzen und schneiden mir in meine Haut. Ich spüre die Schlinge, die sich immer fester um meinen Hals windet. Sie erschwert meinen Atem und mit jeder Sekunde bekomme ich weniger Sauerstoff in meine Lungen. Ich kann nicht mehr schlucken. Huste, würge und versuche alles, um mich zu befreien. Doch je mehr ich zappele, umso fester schließt sich der Knoten. Ich höre auf mich zu wehren.

Vielleicht ist dies die letzte Chance auf Rettung, nach der ich mich gesehnt habe. Die ich mir herbeigewünscht hatte, um nicht in dieser grausamen Welt untergehen zu müssen. Ich versuche mich zu entspannen und die letzten Sekunden zu genießen. Noch einmal an all das Schöne denken, was ich erleben durfte, bevor die Dunkelheit mich umgibt und das Leid um mich herum ausblendet.

Meine Lippen formen ein Lächeln in meinem Gesicht, denn meine Qualen sind vorbei. Ich bin frei! Endlich kann ich gehen, wohin ich will. Mit einem letzten Hauch lasse ich meinen Körper hinter mir und steige empor in die Nacht. Immer weiter hinauf bis nichts mehr bleibt außer Licht und Liebe für alle Ewigkeit!

© 2015 by Merci

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