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Meine Seele spricht zu mir, sie erzählt mir eine Geschichte. Meine Geschichte, die Geschichte meines Leidens. Ich soll sie niederschreiben und für meine Nachwelt festhalten. Ich werde dieser Pflicht nachkommen und meiner treuen Seele gehorchen, denn sie hat mich bisher trotz allem nicht verlassen.

Sie hat sich noch nicht von mir abgewandt und ist nicht den dunklen Schatten gewichen, die mich umgeben. Sie führt einen Krieg, eine Schlacht gegen die Mächte des Bösen. Die Mächte, die mich eingenommen haben und mich immer mehr unter ihre Kontrolle bringen wollen. Aber meine Seele ist sehr stark, rein und mächtig. Ich weiß, dass sie diese Schlacht nicht gewinnen wird, aber sie kann großen Widerstand leisten. Wie lange, weiß ich nicht, doch hoffe ich, lange genug, bis ich ihre Geschichte niedergeschrieben habe. Ihre Leidensgeschichte.

Ich sehe meine Seele schon dem Bösen unterworfen. Bald wird sie sich von mir lösen. Mit ihr wird auch das letzte Gute in mir schwinden und der Dunkelheit weichen. Dunkle Seele, dunkles Herz. Mein Geist ist gefangen und von purer Finsternis umgeben. Kein Licht. Kein Leben. Keine Hoffnung. Alles ist verloren. Alles, was das Leben ausmacht, denn es ist nicht mehr lebenswert!

Liebenswert bin ich schon lange nicht mehr. Als meine Freunde sich abgewandt hatten und mich allein zurückließen, starb auch dieser Teil in mir. Ich war allein mit all meinen Sorgen und größtem Leid. Mein Charakter veränderte sich und ich wandte mich dem Bösen zu. Ein Fehler? Nein, es war ein Weg, den ich für mich gewählt hatte. Mein Ausweg aus dem Übel. Doch dieser Weg führte mich nur noch näher an den Abgrund heran. Ich stürzte und konnte den Fall nicht auffangen. Im nächsten Moment war es auch schon vorbei. Es war zu spät es zu ändern. Ich war zu tief gefallen, um wieder allein herauszukommen. Ich fiel in einen Zustand voller Gleichgültigkeit und mein Leben bedeutete mir nichts mehr!

Früher hatte ich noch daran geglaubt, dass es immer einen Ausweg geben würde. Einen Weg, der zum Guten führen würde. Eine Rettung, egal wie tief man auch gefallen war. Doch dieser Glaube wurde zerstört und es verschwand ein weiterer Teil von mir und von meinem damaligen guten Charakter. Erneut dringt ein weiterer Teil des Bösen in mir ein. Immer weiter, bis es mich fast ganz für sich eingenommen hatte. Nur ein letzter Funken in meiner Seele ist noch rein. Doch wie lange kann ich diesen letzten Funken noch bewahren? Ich spüre einen tiefen Drang in meinem Innern, der mich ruft und mir zuflüstert. Den Drang, der Blut fordert. Reines Blut, das Blut eines Menschen. Meines oder doch das eines Fremden? Das scheint nicht weiter wichtig zu sein. Wichtig ist nur, dieses Verlangen irgendwie zu stillen.

Dieser letzte reine Funken in meiner Seele ist mein letzter Hoffnungsschimmer. Er ist das letzte Licht und kämpft gegen dieses dunkle Verlangen an. Er hält das Böse in Schach, aber je länger er dagegen ankämpft desto schwächer wird er. Das Verlangen wird größer und ich weiß nicht, wie lange ich es noch unterdrücken kann. Mit jedem Tag, der vergeht, wächst es. Mit jeder Stunde, jeder Minute und gar jeder Sekunde. Ich werde schon bald die Kontrolle über mich und mein Verlangen verlieren.

Noch ist meine Seele bereit zu kämpfen, aber ich weiß, dass sie es nicht schaffen wird. Während ich diese Worte schreibe, spüre ich, wie meine Seele den Kampf verliert. Meine Gedanken drehen sich nur um das Verlangen nach Blut. Es kommen noch weitere Sehnsüchte hinzu. Ich spüre den Wunsch nach Rache und Genugtuung. Es ist wie ein unermesslicher Druck in meiner Brust. Noch nie war die Gier nach Blut so stark. Dagegen hat selbst meine Seele keine Chance mehr. Jetzt kann sie nichts mehr dagegen tun. Was habe ich meiner Seele nur angetan? Meiner einst so starken und wunderbaren Seele! Ich habe sie vergiftet! Als ich mich dem Bösen unterworfen hatte und mein Charakter schlecht wurde, spritzte ich ihr ein tödliches Gift, welches langsam meine Seele verzehren sollte. Es gibt kein Gegenmittel und nichts kann meine Seele jetzt noch retten. Es ist zu spät für mich, zu spät für meine Seele und zu spät für jede Rettung. Ich bin auf einem Weg, auf dem es kein Zurück mehr gibt. Ich kann ihm nur folgen, immer weiter geradewegs in die Dunkelheit. Hinein in mein Verderben!

Ich drehe mich ein letztes Mal um und suche mit den Augen den Weg ab, auf dem ich hierher gekommen bin. Aber ich sehe ihn nicht mehr! Ich sehe nur noch die Dunkelheit um mich herum und bin vollkommen von der Finsternis umgeben. Allein und einsam stehe ich auf einem Weg, der hier zu Ende geht. Ohne Schutz und Begleiter habe ich nun sein Ende erreicht. Es gibt eine Erlösung, jedoch gibt es sie nicht auf dieser Welt! Ich folge dem Weg weiter und werde meine Erlösung in der Ewigkeit suchen. Suchen und hoffentlich auch finden. Vielleicht sogar in einer besseren Welt, wie ich hoffe. Oft träumte ich davon. Womöglich waren es diese Träume, die meiner Seele eine solche Kraft gegeben hatten. Die Kraft immer weiter zu kämpfen und nicht aufzugeben, weiter zu hoffen und nicht zu verzagen. Doch nun ist es zu spät! Die Hoffnung ist endgültig verloren.

Ich fühle, wie die letzten Stricke reißen und meine Seele den Kampf endgültig verliert. Ich fühle, wie sie sich unterwirft und abwendet. Nun hat sie den Kampf verloren und die Dunkelheit nimmt ihren Platz ein! Dunkle Seele, dunkles Herz. Ich spüre und fühle rein gar nichts mehr. Es ist nur noch eine große Leere in meinem Inneren. Eine Leere, die mich ausfüllt. Ich bin verloren in einer dunklen Welt!

Ich schaue in die Nacht, zum Himmel hinauf und sehe ein Leuchten, das sich von mir entfernt. Es ist meine Seele. Ich sehe sie schwinden. Letztendlich hat auch sie mich verlassen und sich von mir abgewandt. Meine Seele hat mich allein in der Nacht zurückgelassen, mit dem Bösen in meinem Herzen. Und so, wie meine Seele mich verlassen hat, werde ich auch diese Welt verlassen, mich abwenden und die Welt hinter mir lassen, ohne Seele und mit der Finsternis im Herzen.

Ich sehe mich um, aber ich kann nichts erkennen. Es ist kalt. Die Kälte erfasst meine Glieder. Sie bringt mich zum Zittern und lässt mich erschaudern. Obwohl ich nur diese Finsternis und Kälte vernehme, weiß ich ganz genau, dass sich vor mir ein Abgrund erstreckt. Dieses Mal ist es ein richtiger Abgrund, tief und unendlich. Ein Sturz würde alles beenden. Mein endloses Leid und die Hoffnungslosigkeit.

Ich blicke an mir herab, doch ich sehe mich nicht. Ich sehe nur einen Schatten. Eine gesichtslose Gestalt in der Nacht, nur einen Schritt von einem Abgrund entfernt. Ich schaue zurück. Doch ich sehe nichts, nur die Dunkelheit. Nichts, was mich halten könnte. Ich schaue nach unten in den Abgrund, doch ich sehe nichts. Nichts, was mich auffangen könnte. Ich schaue in mein Herz hinein, doch ich sehe nichts. Ich fühle keine Liebe mehr und vernehme nur noch das Böse darin. Das Böse, welches mich lockt. Das mich drängt zu springen und mein Blut einfordert. Das mich zwingt, den letzten Schritt dieses Weges zu gehen. Den Weg meines Verderbens!

Ich schaue wieder zum Himmel hinauf und sehe noch immer ein schwaches Leuchten in der Ferne. Ich starre meiner Seele hinterher, bis ich sie nicht mehr sehen kann. Bis ich nichts mehr sehen kann, nur noch die Dunkelheit um mich herum. Die Finsternis, die mich umgibt und das Böse tief in meinem Herzen. Trotz allem verspüre ich eine Sicherheit. Eine Vertrautheit der Situation. Diese sollte es mir erleichtern, den letzten Schritt zu machen. Es gibt nichts mehr, kein Halt, keine Stütze, keine Liebe, kein Glück und keine Hoffnung. Alles ist verloren! Mein Herz, meine Seele und nun auch mein Leben.

Ich schließe die Augen und wage den letzten Schritt. Ich empfinde nichts, verspüre nur den Fall und den Sturz in die Tiefe. Ich falle immer tiefer und es kommt mir sehr vertraut vor, denn ich bin schon einmal auf ähnliche Weise gefallen. Ich falle immer noch und halte die Augen fest geschlossen. Der Boden kommt näher und die Ewigkeit ist jetzt nicht mehr weit entfernt! Ich brauche nur die Arme danach auszustrecken und kann sie schon fast ergreifen. Noch immer falle ich, immer tiefer in die Dunkelheit hinein.

Dann der Aufprall, nur ein Schmerz. Ein Schmerz, so gewaltig und doch so kurz. Nun ist alles vorbei! Ich habe noch immer das Gefühl zu fallen. Doch es ist nur noch das Gefühl, das zurückbleibt. Ich liege bereits am Boden in meinem eigenen Blut. Mein Verlangen ist gestillt und meine bösen Sehnsüchte sind nun auch endlich befriedigt. Ich habe meine Genugtuung erreicht und mir den Wunsch nach Rache erfüllt. Mein Tod ist die Rache an all jenen, die mich im Stich gelassen haben.
Das Gefühl in eine endlose Tiefe zu fallen, ist alles, was mir noch bleibt. Dieses Gefühl ist meine Ewigkeit. In eine endlose Dunkelheit zu fallen, die mich aufsaugt, bis ich ganz von der Finsternis verschluckt worden bin und nur noch ein Schatten ohne Seele zurückbleibt.

Mein Gesicht nimmt ein Lächeln an. Ein kleines Lächeln, zart, leicht und kaum wahrzunehmen. Doch es ist da! Denn ich weiß, das Wandeln auf Erden hat nun ein Ende. Ich werde nie wieder zurückkehren! Nie wieder leiden und nie wieder Schmerzen empfinden! So bin ich am Ende doch erlöst worden. Erlöst von dem aussichtslosen Kampf und befreit von dieser Welt!

© 2001 by Merci

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