Ich sehe das Verderben um mich herum. Doch ich frage mich, wieso seht ihr es nicht? Seid ihr alle blind? Wieso erkenne ich eure Probleme im Vorbeigehen und ihr lebt jahrelang mit ihnen, ohne eine Lösung zu finden. Wie kann das sein? Ich kann doch nicht für jeden verantwortlich sein. Meine Möglichkeiten sind begrenzt. Ich möchte helfen, aber ich kann nicht alle retten. Nein, das kann ich ganz gewiss nicht.

Bestimmt hat es auch nicht jede Seele verdient, gerettet zu werden. Doch wer darf darüber entscheiden? Etwa ich? Aber ich bin nicht Gott und trotzdem trage ich diese Last auf meinen Schultern. Doch sollte ich diese "Gabe" ignorieren? Soll ich einfach alle in ihr Verderben rennen lassen? Nur weil ich nicht alle retten kann und nicht selbst entscheiden will, wer gewinnt und verliert. Soll ich danach leben, alle oder keinen?

Auch wenn es bei einigen ganz einfach wäre sie wieder auf den richtigen Weg zu leiten. Manche haben nur den Durchblick verloren und sehen vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Anderen liegen kleine Steine vor den Füßen. Steine, die ich im Vorbeilaufen mühelos wegkicken könnte.

Doch darf ich dies wirklich? Oder löse ich damit gleich wieder neue Probleme aus? Manchmal hilft es einfach schon, jemandem eine neue Sichtweise zu geben. Einen kleinen Denkanstoß, um die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Vielleicht einmal über eine andere Möglichkeit nachzudenken, an ein bestehendes Problem heranzugehen. Aber ich möchte damit niemand auf die Füße treten oder bevormunden. Gerade bei meinen Freunden nicht.

Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, ich wüsste besser, was gut für sie ist, was zu tun ist oder dass ich besser deren Leben leben könnte. Nein, ich möchte nur helfen. Helfen, da wo es aussichtslos erscheint, wo Menschen sich festgefahren haben und nur noch gegen die Wand rennen. Doch kann ich wirklich helfen? Oder trete ich danach neue Probleme frei. Schwierigere Probleme, sozusagen der nächste Level. Können diese Menschen dann die nächste Stufe erreichen und glücklich weiter leben?

Oder habe ich sie durch meine Hilfe auf neue, schwierigere Wege geleitet. Wege, für die sie noch nicht bereit waren und wo sie klaglos untergehen müssen? Kann jemand, der im ersten Level cheatet überhaupt die folgenden Level ohne Hilfe meistern? Oder setzt sich dies dann von Anfang bis Ende fort? Muss ich dann allen Menschen, denen ich helfen will bis zu deren Lebensende auf meinem Rücken tragen? Ihnen ihr Leben vorleben und sie auf alle richtigen Wege führen?

Nein, das will ich sicher nicht! Ich habe auch noch mein eigenes Leben und meine eigenen Probleme, bei denen mir auch niemand unter die Arme greift. Also was soll diese ganze Grübelei? Natürlich helfe ich Freunden und Menschen, die ich mag. Wenn etwas offensichtlich ist, werde ich sie darauf hinweisen. Aber ich werde keine Garantie auf Glück und Zufriedenheit geben. Ich werde auch keine Verantwortung übernehmen und jeder folgt mir nur auf eigene Gewähr.

Jeder Mensch ist seines Glückes eigener Schmied. Und niemand muss meine Ratschläge und Ideen annehmen oder übernehmen. Dies kann jeder immer noch selbst entscheiden. Ob er weiterhin dumm gegen eine Wand rennen will oder sich einfach mal um 90° dreht und in eine andere, neue Richtung weitergehen wird.

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