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Ich bin am Rande meiner Existenz, ein Häufchen Elend, nicht mehr. Bald werde ich vergangen sein. So ist mein Leben nun mal: einsam und traurig.

Aber ich habe einen Trost gefunden, einen tödlichen Trost. Ich weiß, ich gehe zu weit, aber es ist mir egal. Scheißegal. Wenn nichts mehr zählt oder gar einen Wert hat, dann darf man auch mal zu weit gehen und über die Klippen des Todes hinaus.

Nun stehe ich an dieser Klippe und traue mich jedes Mal ein bisschen näher heran. Ich genieße es. Noch! Aber ich weiß, dass es nicht gut ausgehen wird. Es kann nicht gut ausgehen. Ich brauche immer mehr. Ich will immer mehr und ich nehme auch immer mehr. Ich weiß, es ist nur ein Spiel. Ein Spiel mit dem Tod. Der Einsatz: mein Leben. Der Tod: meine Erlösung? Die Hölle: meine Rettung? Oder ist die Hölle nur eine Wiederholung?

Jeder Schuss könnte mein letzter sein. Ich bin mir dieses Risikos bewusst. Ich sah schon Freunde sterben. Zu gut kenne ich den Ernst der Lage, doch ich bin schwach. Zu schwach, um der großen Versuchung zu widerstehen. Der Versuchung des Todes, er lockt mich. Immer näher und näher. Fast bin ich bei ihm.

Wieder ein Schuss, diesmal mehr. Ich muss immer mehr nehmen, denn es wirkt nicht mehr. Es lässt mich nicht mehr vergessen, nicht mehr schweben, nicht mehr treiben. Aber ich will doch vergessen, will schweben und treiben. Wegtreiben von meinem Schmerzen, dem Elend und dem Leid, das sich mein Leben nennt.

Wieder ist ein Freund an einer Überdosis gestorben. Das kann auch mal vorkommen! Ich musste meine Dosis auch wieder erhöhen und dieses Mal war’s wirklich knapp! Die Ärzte sagten mir, noch etwas mehr und es hätte mich auch erwischt. Schade, denke ich. Sie warnen mich und machen mir die Folgen klar, doch ich höre nicht hin. Ich höre nur den Ruf des Todes. Ich denke, lass sie nur reden, denn sie wissen eh nichts vom Leben! Die reden nur von der schönen, guten Welt. Doch sie kennen nicht die Realität und wissen schon gar nicht, wie es mir wirklich geht! Die tun doch alle nur so, als seien sie um mein Wohl besorgt. Aber in Wahrheit geht es doch nur um ihre Statistiken! Möchten ihre Schuld begleichen und ihre Fehler wieder gutmachen. Denken die denn wirklich, sie kommen in den Himmel, wenn sie mein Leben retten? Ahnungslose Spinner, mehr nicht.

Ich will gehen, weg von hier! Will endlich ein schöneres Leben! Aber die Realität sieht leider anders aus. Trüb, düster, dunkel und kalt. Ich habe wieder neuen Stoff, diesmal genügend. Diesmal bringt mich nichts zurück! Diesmal schaffe ich es zu entkommen! Nichts wird mich mehr aufhalten!

Ich setze mich auf den Boden, mit dem Rücken an die Wand und steche zu. Direkt in die Vene und spritze mir meinen letzten, den goldenen Schuss. Ich schließe die Augen und denke an etwas Schönes. Ich stelle mir vor zu fliegen, fortzufliegen vor all jenem Übel. Endlich habe ich einen Ausweg aus diesem Elend gefunden! Mein Ausgang: der Tod. Auf Nimmerwiedersehen du ach so schöne Welt!

Sie kämpften wirklich um mein Leben, als sie mich fanden. Kämpften um mich und nicht für ihre Statistiken. Sie versuchten alles, doch es war zu spät. Ich war bereits gegangen. Schwebte nur noch über meinem Körper, meinem toten Körper. Ich sah sie verzweifeln und sich ärgern. Sie hatten sogar Tränen in den Augen, obwohl sie weder mich noch mein beschissenes Leben wirklich kannten.

War vielleicht nur ich auf dem Holzweg gewesen? Hätte das Leben vielleicht doch schön sein können? Hatte ich mich einfach nur gewaltig getäuscht? Hatte ich zu früh aufgegeben? Hätte ich weitermachen sollen und mir nicht den letzten Schuss verpassen? Ich werde es wohl nie erfahren! Wollte ich es überhaupt? Ich weiß es nicht!

© 2001 by Merci